Rastatts Festungsanlagen

Der Westwallbunker 10

Die Idee, eine Führung durch den Westwallbunker in Rastatt zu machen, kam ursprünglich von meinem Vater. Er interessiert sich sehr für Geschichte und erwähnte es jedes Mal, wenn wir an der Anlage vorbeifuhren. 

Meine Schwester und ich dachten uns dann, das wäre doch das ultimative Geschenk für seinen Geburtstag. Und so kam es, dass wir uns heute in die Vergangenheit begeben haben. 

Der Westwallbunker 10 in Rastatt ist einer der wenigen noch vollständig erhaltenen Weltkriegsbunker des ehemaligen Westwalls, in Baden-Württemberg sogar der einzige dieses Typs. Die Zahl "10" kommt von der Bauart, dem sogenannten Regelbau 10 (mit angehängtem Kampfraum). Diese wurde damals in Massenproduktion gebaut, fast 3.500 Mal, ein quasi "Fertigbunker".

Der Bunker hat eine Wandstärke von 1,5 m Stahlbeton und durch die rechte Tür (Gasschleuse) ging es ein paar Stufen und mit eingezogenem Kopf runter in den Gruppenraum. Dieser war für 15 Soldaten ausgelegt, wir waren 12 Personen und es war schon muckelig. Da sollte man sich gut riechen können. Die Betten konnten tagsüber zur Wand geklappt werden, sodass man etwas mehr Platz hatte. Apropos riechen… der Eimer in der rechten Ecke war die Toilette. Jedoch berichtete der Guide, dass die Soldaten diesen höchstwahrscheinlich so gut wie nie benutzt, sondern eher die meiste Zeit draußen verbracht haben. Da es zu keinerlei Kriegshandlungen kam und der Bunker somit nie im "richtigen" Einsatz war, war es nicht nötig, sich da unten einzuschließen. Davon zeugen auch Bilder, auf denen Hütten zu sehen sind, die von den Soldaten vor dem Bunker gebaut wurden. 


Ein großes Rätsel für Historiker und auch die Mitglieder des Historischen Vereins Rastatt sind immer noch die beiden Wandgemälde, auf der rechten Wand ein Schwarzwaldhaus und auf der vorderen Wand (vermutlich) der Mummelsee. Es gibt hierzu drei Theorien:

1. Diese stammen von den dort stationierten Soldaten. Was dagegen spricht, ist jedoch, dass Rohre an den Wänden zeigen, dass sich dort die Betten befunden haben und es schwierig gewesen wäre, drumherum zu malen.

2. Nach Ende des 2. Weltkriegs baute die französische Besatzung eine Bar im Bunker und um diese wohnlicher zu machen, fertigten sie diese Wandbilder. Was dagegen spricht, sind die Motive: da hätten sie doch eher den Eiffelturm gewählt anstatt eines Schwarzwaldmotivs, oder nicht?!

3. Weiterhin wurde der Bunker als Gefängnis genutzt. Zwei inhaftierte Kriegsgefangene sollen, um sich die Zeit zu vertreiben, die beiden Wandgemälde gemalt haben.

Was glaubt ihr, welche Theorie am wahrscheinlichsten ist?


Auch wenn der Bunker, wie erwähnt, von einem realen Angriff verschont geblieben ist, wurde er mit vielen Features ausgestattet: 

  • Gasschleusen an beiden Eingängen, 

  • die Türen konnten gasdicht verschlossen werden, 

  • eine Filteranlage hätte, bei Bedarf, den Raum mit frischer Luft versorgen können, 

  • einem Telefon zur Kommunikation mit der Außenwelt, 

  • einem Notausgang, durch den man aus-, aber nicht einsteigen konnte und

  • einem Ofen, der einem Gasangriff standgehalten hätte


Danach ging es wieder raus aus dem Bunker und rein in den Kampfraum. Dieser war als Anbau seitlich angebracht und sollte drei Soldaten Platz bieten. Ein Soldat bediente das Maschinengewehr, eine MG 34, ein zweiter Soldat füllte die Munition nach und der Dritte im Bunde wehrte Angreifer ab. Mithilfe eines Sprachrohrs konnte mit den Kameraden im Gruppenraum kommuniziert werden. 

Mein Fazit: Ich fand die Führung super interessant und empfehlenswert! Die Leidenschaft des Tourguides für Geschichte und Bunker im Besonderen hat man ihm wirklich angemerkt und verlieh der Führung dadurch noch das gewisse Etwas. Zudem zeigte mir der heutige Besuch des Westwallbunkers, wie viel Geschichte es in Rastatt noch für mich zu entdecken gibt. 


Ich habe mich auch direkt erkundigt und folgende Führungen des Historischen Vereins Rastatt habe ich mir bereits auf meine Bucket List gesetzt: die Kasematten am Südring, die Bundesfestung Cavalier 1 und die Bastion 27. Ich freue mich schon drauf und werde euch berichten. 


Gibt es in eurer Stadt auch einen Bunker? Was habt ihr in eurer Stadt entdeckt, was euch überrascht hat? Lasst es mich gerne wissen. 


Eure Alexandra 😊



Informationen zur Führung:
  • Webseite des Historischen Vereins Rastatt
  • Wann: Führungen finden immer am 2. Sonntag im Monat statt; ab 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr mehrere Führungen möglich
  • Eintritt: 5 € für Erwachsene; keine Voranmeldung nötig
Informiert euch vorab am besten nochmal auf der Webseite oder direkt telefonisch (sind super nett am Telefon) bevor ihr hingeht, falls sich etwas geändert haben sollte. 

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